Momente mit Kindern, die man lieben muss

Nachdem ich vor langer Zeit schon einmal geschrieben habe, was ich an meiner Arbeit am meisten liebe und auch schon, welche Momente mit Kindern man abkönnen muss und welche man gar nicht gebrauchen kann, folgen hier nun ein paar gesammelte, schönste Momente.

Viele davon beschert mir Emily, weil sie einfach ausspricht, was sie denkt. In älteren Beiträgen haben ich schon öfter Aussagen von Emily zitiert, die nicht so nett waren („Hab Mama gesagt, will nicht Mia!“), aber natürlich kann sie auch anders. Wenn ich sie abends ins Bett bringen, liege ich oft noch einen Moment neben ihr und singe ihr etwas vor. Oft fasst sie dann in meine langen Haare und sagt „Mia? Du siehst schön aus!“ Wen würde das nicht freuen?

Gestern habe ich Emily und ihren Bruder abgeholt, ausnahmsweise mit dem Auto, was für die Kinder (insbesondere die eher lauffaule Emily) immer eine große Freude ist. Als ich sie gerade anschnalle, sagt sie „Mia? Ich liebe dich.“ Auch, wenn mir klar ist, dass sie damit nicht das gleiche meint, wie wenn sie das zu ihrer Mutter sagt und sich das ganze in 5 Minuten vielleicht auch schon wieder geändert hat, freue ich mich über jeden Moment, in dem meine Anwesenheit ein Kind freut.

Die anderen Kinder, die ich betreue, sind da eher nicht so direkt. Trotzdem freue ich mich auch jedes Mal wieder, wenn ich Charlotte (4) betreue und ihre Mutter mir erklärt, dass Charlotte sich schon den ganzen Tag auf mich freut. Wenn ich dann komme, MUSS ich sie ins Bett bringen, Mama und Papa sind abgemeldet, auch, wenn sie vielleicht noch da sind. In diesem Fall ist das in Ordnung, die Familie und das Verhältnis von Charlotte zu ihren Eltern ist vollkommen in Ordnung.

Zwiespältiger ist das schon wieder bei Cassiopeia (9). Wenn sie traurig ist oder ein Problem hat, möchte sie das oft lieber mit mir besprechen als mit ihrer Mutter. Das freut und ehrt mich natürlich einerseits (auch wenn es manchmal den Feierabend um mehr als eine Stunde verschiebt), macht mir aber auch große Sorgen, da das Verhältnis zwischen den beiden nicht das Beste ist und es natürlich gut wäre, wenn sie ihre Mutter als Ansprechpartnerin nutzen könnte/wollte.

Wie man sieht, drifte ich auch bei einem Beitrag, der sich eigentlich mit den schönen Momenten beschäftigen sollte, ab. Ich finde, das zeigt sehr gut, dass meine Arbeit fast immer 2 Seiten hat und es gehört zu den Herausforderungen, das unter einen Hut zu kriegen.

Ansonsten ist auf diesem Blog gerade nicht viel los, was daran liegt, dass während meiner Arbeit gerade nicht all zu viel passiert, was ich hier schreiben könnte. Ich bin also darauf angewiesen, dass ihr fleißig kommentiert, zu welchen Themen ihr gerne etwas lesen würdet oder Fragen stellt, die ich in neuen Beiträgen beantworten kann 😉

Kurzer Exkurs in die Sprachentwicklung

Nachdem ich in einem Kommentar in einem anderen Blog mal wieder auf einen weitverbreiteten Irrtum gestoßen bin, habe ich das zum Anlass genommen, hier etwas dazu zu schreiben.

Ganz oft habe ich schon gelesen/gehört, insbesondere von Kinderlosen: „Ohweia, wie sprechen die Eltern denn mit ihrem Kind? Hat denen jemand ins Hirn geschissen bei der Geburt den gesunden Menschenverstand abgenommen? MEINEN Kinder werde ich nie etwas von Wauwau, Heiaheia oder Ei-ei erzählen! Ich rede mit denen später wie mit ganz normalen Menschen!“

Von mir aus kann man das so handhaben. Macht meiner Meinung nach aber nicht all zu viel Sinn. Dazu ein sehr kurzgefasster Ausflug in die Sprachentwicklung von Kindern: Nachdem Baby uns in dem ersten Monaten mit Schreien beglückt hat und dann ein paar weitere Monate sinnloses Zeug vor sich hingebrabbelt hat, beginnt es im Alter zwischen einem und anderthalb Jahren, einfache erste Worte zu sprechen und zwar durch das Nachahmen von Lauten und das Verdoppeln von Silben. Das Kind nimmt also eine Silbe, wie zum Beispiel „Pa“ und verdoppelt sie. Schon hat es das Wort „Papa“ gesprochen. Oh Wunder, genau so wird aus Verdopplung der Silbe „Ma“ das Wort „Mama“. Zufall, dass das die Kosenamen für Mutter und Vater sind oder sind es eher die Kosenamen geworden, weil Kinder sie schnell und leicht aussprechen können? Das Selbe funktioniert natürlich auch mit der Verdopplung von „Wau“ zu „Wauwau“.

Am einfachsten auszusprechen sind für Kinder erst einmal alle Vokale. Mit ungefähr 24 Monaten kann das Kind auch die meisten Konsonanten aussprechen, mit einigen Ausnahmen wie S, Sch oder R. Bis es alle Konsonantenverbindungen, wie zum Beispiel tr, nd und bl aussprechen kann, dauert es in der Regel bis ungefähr zum 4. Geburtstag.

Wir können unseren Kinder also mit einem Jahr beibringen, dass da hinten wäre ein „Wauwau“ und es solle mal „Ei-ei“ bei der Mama machen. Dann benutzt es diese Wörter und wir müssen ihm mit fast 4 beibringen, dass man „streicheln“ (Achtung, Konsonantenverbindungen!) und „Hund“ (Noch eine Konsonantenverbindung!) sagt. Oder wir bringen dem Kind gleich die richtigen Wörter bei, leben damit, dass es, bis es zweieinhalb ist, gar nichts sagt, weil diese Wörter noch nicht ausgesprochen werden können und es diese dann noch anderthalb Jahre falsch ausspricht, weil die Fähigkeit dazu noch nicht ausgereift ist. Dann müssen wir ihm mit fast 4 beibringen, wie man „streicheln“ und „Hund“ richtig sagt.

Ergebnis: Macht keinen Unterschied. Letztendlich spricht ein Kind dann die „richtigen“ Wörtern, wenn es dazu in der Lage ist. Egal was man vorher tut, das ist erst in einem gewissen Alter der Fall. Solange kann man dem Kind Wörter mit verdoppelten Silben beibringen, damit es sich schon mal ausdrücken kann (übrigens interessant: Kinder verstehen und kennen die Wörter lange bevor sie sie selbst aussprechen können), oder das Kind kann sich vorerst sprachlich nicht ausdrücken.

Meine eigene Theorie ist übrigens, dass Eltern instinktiv merken, dass ihr Kind Silben verdoppelt, aber mehr noch nicht sprechen kann und sie deshalb in „Babysprache“ mit ihrem Kind reden und nicht weil ihnen jemand ins Hirn geschissen bei der Geburt den Verstand abgenommen hat.